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2013_stereoplay RG14 Edition

Gäbe es eine Liste mit weltweiten Vollverstärker-Klassikern, wäre der Name Symphonic Line definitiv dabei.Über Jahrzehnte hinweg haben sich die Amps des Duisburger HiFi-Spezialisten auch international einen exzellenten Ruf für ihre besonders musikalische Reproduktion erworben - und genau darum geht es ihrem Schöpfer Rolf Gemein.
Statt jedem neuen Technik-Trend hinterherzulaufen, setzt Gemein lieber auf konsequente Detailverbesserungen seiner ausgereiften Basiskonstruktionen. Daher ist es möglich, selbst betagte Symphonic-Line-Geräte per Hardware-Update auf den allerneusten Stand zu bringen. So ist denn auch der hier vorgestellte RG 14 Edition eine Weiterentwicklung des schon seit vielen Jahren erhältlichen RG 14. Bestückt mit einem größeren, nunmehr 430 VA starken Ringkerntrafo, den Gemein eigens für sich fertigen lässt, hat der Edition nicht nur einige Watt mehr auf den Kühlrippen: Vielmehr verkapselt sich der Umspanner auch besonders störfeldarm in einem sündhaft teuren Mu-Metall-Becher. Davon profitiert speziell das aufwendige Phono-Ab-teil mit seinen empfindlichen Signalströmen: Im RG 14 Edition ist es sogar MC-tauglich und kann direkt mit entsprechenden Tonabnehmern zusammenarbeiten.
Weiterhin zeichnet sich der RG 14 Edition durch sein motorbetriebenes ALPS-Potentiometer aus der blauen Serie aus, sodass die Lautstärke-Einstellung auch per Fernbedienung erfolgen kann. Für die Signalleitungen zum Vorverstärkerteil verwendet Gemein ein hauseigenes Koaxialkabel mit allerbestem Dielektrikum zwischen den Leitern.
Egal, ob das robuste Stahlblechgehäuse, die 10 Millimeter dicke, gravierte Frontplatte, die satt laufenden und rastenden Bedienelemente oder auch der blitzsaubere Innenaufbau, beim Symphonic Line spürt man überall, dass es sich um ein Manufakturprodukt handelt. Die verlangten 3800 Euro sind geradezu ein Kampfpreis.

Klangfarben-Künstler
Auch bei schon recht guten Verstärkern kann man bisweilen feststellen, dass sie zwar dynamisch bewegt spielen und die Konturen von Schallquellen gut nachzeichnen, den eigentlichen ,,Klang" innerhalb dieser akustischen Bilderrahmen aber vor lauter Detailarbeit doch etwas zu kurz kommen lassen. Und genau hier zeigte der RG 14 Edition im Hörtest seine starke Seite: Seine Domäne waren ganz klar prächtige Klangfarben. Ihm gelang es, die „Tonschatullen" mit Inhalt zu füllen, wie man das eigentlich nur von richtig teuren Superverstärkern kennt. So zauberte er der akustischen Gitarre beim zauberhaften Song „Provider" von N.E.R.D einen fantastischen „Body", sodass man ihr Holz schon beinahe riechen konnte. Im Vergleich zum Brink-mann "Der Vollverstärker" (Test in stereoplay 5/09) trat der Symphonic Line in den tieferen Lagen etwas fülliger, saftiger auf und stellte zudem die Schallquellen etwas größer dar. Der Brinkmann kam ein wenig unspektakulärer daher, wirkte aber bei Details noch dichter dran als der RG 14, der nicht übertrieben darauf aus war, der absolute Präzisionsweltmeister zu sein: So ließ der Brinkmann das Snare-Fell bei „Some Day My Prince Will Come" von Miles Davis noch etwas authentischer ausschwingen und nach Trommel klingen.

Das änderte jedoch nichts am stimmigen Auftritt des Symphonic Line, der stets musikalisch selbstverständlich, glaubwürdig und entstresst spielte, ohne es an innerer Dynamik vermissen zu lassen. Erfreulicherweise galt dies auch für die Wiedergabe über das Phonoteil, sodass RG-14-Freunde beherzt zum Vinyl greifen dürfen. Ein Amp fürs Leben eben.
Exklusives Klangtuning - das RMA-Design

Den RG 14 Edition allein schaltungs- und messtechnisch zu beschreiben, wäre wie die Farbverteilung eines Gemäldes per Histogramm zu analysieren. So ist Symphonic-Line-Chef Rolf Gemein der Auffassung, dass das elektrische Konzept selbstverständlich

stimmen muss - das allein führe aber nicht automatisch zu gutem Klang. So legt er denn auch bei jedem Gerät persönlich Hand an - und zwar mit speziellen Klebe-Pads oder C37-Geigenlack, was an den besonders kritischen Stellen dank zusätzlicher Masse mögliche, mechanische Resonanzen in unkritische Bereiche verlagern hilft. Ohnehin ist die gesamte Konstruktion inklusive Chassis und Netztrafo auf eine günstige Ausbildung von mechanischen Resonanzen ausgelegt.
Die kritischen Punkte für die Dämpfungsmaßnahmen hat Rolf Gemein über viele Jahre hinweg durch ausgiebige Hörtests herausgefunden - Resonanzmusterabstimmung (RMA) nennt der Duisburger ,,Verstärker-Flüsterer" diesen klangformenden Vorgang.