Sie sind hier: Startseite » Tests

2005_Klarheit1

Klarheit 1

Pünktlich zum Fest und zur nächsten "Geiz ist geil"- Runde bietet High-End-Urgestein Rolf Gemein eine echte Alternative zu den leider im Vormarsch befindlichen Einwegartikeln. Dabei sind seine Produkte auf der ganzen Linie vom Trend zu wenig Qualitätsbewußtsein abweichend. Nicht genug damit dass der Duisburger Entwickler der alten Schule hochwertige Geräte für die Ewigkeit baut, nein außerdem sind alle Erzeugnisse von Symphonic Line konsequent nach dem Gedanken des Modulsystems konzipiert. In Folge dieses Baukastenprinzips kann man zunächst "klein" anlangen und später, wenn Ansprüche und finanzielle Möglichkeiten gewachsen sind, das erstandene Gerät problemlos mitwachsen lassen. Bemerkenswert ist hierbei, dass sieh Rolf Gemeins Upgrade-Angebot tatsächlich vertikal über die ganze Produkthierarchie erstreckt. Wer das Einstiegsmodell Klarheit 1 erwirbt, kann den Verstärker bis zum Spitzenmodell RG 10 nachrüsten lassen. So erfreulich die Tatsache, dass Rolf Gemein heutzutage ein solches Wertschöpfungskonzept aufrecht halten kann, auch ist, fragt man sich unwillkürlich, wie diese Vorgehensweise technisch bewerkstelligt wird. Immerhin stellt der Umbau von Klarheit 1 auf den RG10 einen erheblichen Aufwand dar, der sich auch für seine Kunden noch rechnen muss.

Basisarbeit
Einen wesentlichen Anteil an der Machbarkeit dieser Ausbauten im trägt die ausgeprägte Familienähnlichkeit aller Symphonic Line-Verstärker, denn selbst das Einstiegs- und das Spitzenmodell weisen einige Gemeinsamkeiten auf. Dazu zählen neben den äußerlichen Erkennungszeichen in Form zentime- terdicker, gravierter Aluminium-Frontplatten auch das Innenleben betreffende Eigenschaften. Schon zu Beginn seiner Tätigkeit als Entwickler - und natürlich seitdem konstant - machte sich Rolf Gemein Gedanken über die Basis eines hochwertigen Verstärkers und kam zu dem Schluss, dass einige grundlegende Qualitätsmerkmale relativ einfach und relativ kostengünstig umsetzbar sind. Deshalb sind beispielsweise die robusten, gut leitenden Platinen in allen Symphonic Line-Verstärkern zu finden, natürlich zwei Millimeter dick und mit Epoxidharz beschichtet. Hat man einmal mit Qualität angefangen, sollte man sie auch fortführen: Da es keinen Sinn macht, beim Trägermaterial der Bauteile auf optimalen Stromfluss zu setzen und diesen auf seinem Weg zu den Lautsprecherklemmen zu begrenzen, kommen an dieser Stelle auch im Klarheit 1 Kabel mit zehn Quadratmillimetern Querschnitt zum Einsatz. Damit Rolf Gemein einer Verstärkerelektronik seinen Segen geben kann, muss sie drei Tugenden erfüllen, die er als notwendige Voraussetzungen guten Klangs erachtet: Verzerrungsarmut, Geschwindigkeit und hohe, stabile Stromlieferfähigkeit. Ergo residiert im Klarheit 1 hinter der Vorverstärkungssektion eine aufwändige Class-A-Ausgangsstufe; innerhalb dieser auf kurze Anstiegszeiten getrimmten Schaltung sind zwei Elkos verbaut, die extra für Symphonic Line gefertigt werden. Als Tribut an das knappere Preiskalkül des Klarheit 1 verfügt er lediglich über zwei dieser teuren Exemplare im Endverstärkungszweig, während sein größerer Bruder RG14 hier aus vier Bauteilen Kraft schöpft. Die Trafokapazität wurde für den Klarheit 1 ebenfalls etwas abgespeckt, mit seinem 300 Voltampere starken "Herz" ist der Neue allerdings dennoch alles andere als schwachbrüstig dimensioniert.

Feinarbeit
Ein weiteres kleines Zugeständnis an den vergleichsweise günstigen Einstandspreis trifft die Freunde der Schallplatte: Der Klarheit 1 ist der bis dato einzige reine Hochpegelverstärker von Symphonic Line, doch eine preiswerte Phono-Vorstufe dürfte im Regelfall an einem der vier Hochpegeleingänge noch Platz finden. Außerdem kann das Gemein'sche Modul zur Aufbereitung von Tonabnehmersignalen natürlich wiederum nachträglich eingebaut werden. Das Thema digitale Musikwiedergabe behandelt die Klarheit-Serie zeit- und standesgemäß. Der fast rustikal wirkende, schwere CD-Spieler Klarheit 2 wartet mit modernster 24-Bit-Technologie auf und ist außerdem befähigt, HDCD zu dekodieren. Im Bereich der Stromversorgung ist die rechnende Signalquelle unverkennbar ganz Symphonic Line: Rolf Gemein spendiert seinem CD-Spieler einen Trafo mit 80 Voltampere Kapazität - damit muss mancherorten ein Endverstärker auskommen... Dritter im Bunde der Novizen ist übrigens der RDS-Tuner Klarheit 3, der - Sie ahnen es schon - wie seine Kollegen ein Bildnis soliden Gerätebaus darstellt. Alle drei Komponenten können über eine neue Fernbedienung befehligt werden, die, besonders gemessen an ihrer Funktionsvielfalt außergewöhnlich übersichtlich gestaltet ist. Dafür ist allerdings zu einem Gutteil die außergewöhnlich eigenwillige Farbgebung ihrer Tasten verantwortlich, an die man sich zunächst gewöhnen muss. Ebenso wie die Formen seiner Frontplatten hat Rolf Gemein, der sich neben seiner HiFi-Passion seit geraumer Zeit mit fernöstlichen Lehren beschäftigt, diesen Impulsgeber nach den uralten Gesetzmäßigkeiten, die in der chinesischen Tradition des Feng Shui beschrieben sind, gestaltet. So soll das handliche Zubehör auf seinen Betrachter beruhigend wirken und zu heiterer Stimmung beitragen - im Zweifelsfall ist die bunte Farbmischung hierfür jedenfalls geeignet Darüber hinaus sind alle Geräte der Klarheit-Serie mit einer speziellen, für Rolf Gemein hergestellten Mischung des C37-Lacks behandelt. Diesem Lack wurden schon einige positive Eigenschaften zugeschrieben, bei Symphonic Line wird die extra auf die Klarheit-Komponenten abgestimmte Mixtur eingesetzt, um das Schwingungsverhalten der Oberflächen von Platinen und Bauteilen günstig zu beeinflussen. Noch eins verhilft mit Sicherheit all jenen zu positiver Stimmung, die außer einem Verstärker Klarheit auch einen CD-Spieler oder Tuner aus der Serie kaufen, denn Rolf Gemein gibt in diesem Fall das hochwertige NF-Kabel Harmonie im Wert von 180 Euro gratis dazu.
Klangarbeit

Angesichts erstaunlich vieler aus den Referenzgeräten übernommener Konstruktionsdetails und Bauteile darf man gespannt sein, inwieweit sich Klarheit 1 und, 2 auch klanglich als Abkömmlinge ihrer renommierten Vorfahren ausweisen. Dies zu erkunden, fütterten wir den Klarheit 2 unter anderem mit dem aktuellen Album von Jocelyn B. Smith "Phenomenal Woman". Schon kurze Zeit später herrschte Klarheit über die audiophile Potenz des Duisburger Gespanns: Der CD-Spieler Klarheit 2 inszeniert die Jazz-Balladen der Wahl-Berlinerin mühelos, ihr Gesang bei "Sentimental Kiss" steht deutlich umrissen in richtiger Dimensionierung im Raum, dank des exzellenten Auflösungsvermögens des CD-Spielers springt gleich der Funke auf den Zuhörer über. Bemerkenswert an der Darbietung des Klarheit 2 ist vor allem seine Fähigkeit, die Atmosphäre einer Einspielung nicht bloß zu vermitteln, sondern das Knistern, die Spannung eines Musikstücks regelrecht im Wohnraum neu entstehen zu lassen. Gleichgültig, ob es sich dabei um intime Club-Sessions, große Orchester oder bombastische Rockmusik handelt: Der Eindruck unmittelbaren Dabeiseins stellt sich bei jeder Musik ein. All dies lässt der Verstärker Klarheit 1 ungehindert durch seinen Signalweg passieren; dies ist das größte Kompliment, das man einem Verstärker machen kann. Abgesehen natürlich von der Lautstärkeanhebung der eingespeisten Signale tritt er als klanglicher Faktor kaum in Erscheinung. Soweit sich eine hörbare Charakteristik des Klarheit 1 ausmachen lässt, trägt sie die gleichen Züge wie alle Verstärker von Symphonic Line: Wenn geboten, packt der Klarheit 1 immens kraftvoll, nachgerade unerbittlich zu, selbst komplexes Klanggeschehen, in enormer Lautstärke abgespielt, bringt ihn nicht so leicht in Verlegenheit. Dazu beherrscht die Elektronik ebenso die feinfühlige, behende Spielart, besonders im Team reproduzieren Klarheit 1 und 2 Musik I mit selten gehörter Eindringlichkeit - ohne eigene Dichtung. Zwar verweist die Bezeichnung "Klarheit" in diesem Sinne wohl eher auf hörbare Attribute der neuen Komponenten, doch gleichzeitig stellen diese Angebote in ihrer Gesamtqualität und Konzeption einen Wegweiser durch den Dschungel strategischer Konsumentenverwirrung dar: Hier wird deutlich, was man fürs Geld bekommt.

Fazit
Rolf Gemein hat mal wieder ganze Arbeit geleistet: Billig sind die Klarheiten freilich nicht, aber ausgesprochen preiswert. Für das Geforderte wird eine zukunftssichere Investition in beste Verarbeitung, zeitlos-anspruchsvolles Design und erlesene Klangqualität geboten.