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2010_analog: HEFT 03/2010, SEITE 30, PORTRÄT

Text: Uwe Mehlhaff Fotos: Uwe Mehlhaff

Handarbeit mit Her(t)z, ein Besuch bei Symphonic Line

Schon zu Zeiten, als der Begriff "High End" in Deutschland noch gar nicht etabliert war, redete Rolf Gemein im obersten HiFi-Segment mit seinen Symphonic Line -Produkten ein gewichtiges Wörtchen mit - und das ist bis heute so geblieben. Eine Home-Story.


Symphonic Line: Plattenspieler

Auf den Norddeutschen Hifi-Tagen in Hamburg saß ich im Vorführraum von Symphonic Line in der ersten Reihe, fast so wie bei ARD und ZDF (nur das Bild fehlte). Rolf Gemein, Inhaber der Firma Symphonic Line aus Duisburg, führte, wie es sich für einen richtigen Vollsortimenter gehört, Musik von Silberlingen auf eigenem CD-Player, Verstärker und Lautsprechern vor.
Drei Monate später trafen wir uns auf der Highend 2010 in München wieder und Rolf bat mich, ihn in seiner Firma in Duisburg mal zu besuchen.
Er habe sein Laufwerk RG6 Reference weiter entwickelt und würde mir gerne die klanglichen Verbesserungen vorführen. Er fügte hinzu, diese Verbesserungen seien gewaltig. Noch gewaltiger war, da neugierig geworden, natürlich auch mein Interesse. Aus Zeitgründen konnte ich erst Ende Juli 2010 Rolfs Angebot wahrnehmen. Rainer Bergmann hatte sich bereit erklärt, mich zu begleiten und so fuhren wir beide nach Duisburg.

Rolf begrüßte uns gut gelaunt mit Tochter Marion und wie es sich für den Inhaber einer Highend-Manufaktur und gestandenen Musikliebhaber gehört, begann unser Besuch mit einem Vortrag über gute Musik. Das erste, was ich an diesem Tag lernte, war, dass gute Töne zu Rolf gehören wie gutes Essen und gute Getränke. Und dann erzählte Rolf Wissenswertes aus seinem Leben beziehungsweise seiner über 35-jährigen Erfahrung im Hifi-Bereich.

In der „Werkstatt" mit integriertem Hörraum lief der angekündigte Plattenspieler RG6 Reference bereits ruhig vor sich hin. Nun ist dies für Rolf nichts Außergewöhnliches, drehen sich seine Laufwerke doch sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag und dies das ganze Jahr über. Nebenbei dachte ich mir, dass Herr Gemein sicherlich eine hohe Stromrechnung haben muss, wenn der Plattenspieler permanent läuft - die Frage danach verkniff ich mir dann doch...
Im Hörraum von gut 20 Quadratmeter steht - wie sollte es auch anders sein - eine komplette Kette aus Symphonic Line-Geräten: Plattenspieler, Verstärker und Lautsprecher; alles in handwerklicher Einzelanfertigung hergestellte Juwelen und wie Rolf stolz betont, klanglich einzeln sehr aufwendig abgestimmt. Die rund 3.000 Schallplatten und einige hundert CDs im Hörraum dürfen hier natürlich auch nicht unerwähnt bleiben.


Vollverstärker RG1

Wir nehmen auf dem breiten, lässigen Sofa Platz und Rolf beginnt aus seiner Kindheit zu erzählen: Der Vater hörte den ganzen Tag Opern, der Großvater war Gesangslehrer und der junge Rolf durfte dabei sein, wenn der Großvater mit den Sängern Stimmübungen machte und die Buchstaben eingesungen hat. So war er schon zu Kindeszeiten mit Musik in Berührung gekommen und somit prägten diese Eindrücke seinen künftigen Lebensweg beziehungsweise verschafften ihm das Gehör, wie Musik zu klingen hat. Das hat heute wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung seiner Geräte etwa bei deren klanglicher Abstimmung. Wo andere Hersteller messen, schaltet Rolf sein Gehör ein und stimmt die Geräte gehörmäßig ab. Das hört man, wie sich noch herausstellen wird. Schon lange ist Symphonic Line aus der Hifi- und Highend-Szene nicht mehr wegzudenken; die Marke hat sich etabliert. Die Geräte werden in Handarbeit hergestellt und da Handarbeit und Lagerware sich irgendwie ausschließen, muss der Kunde auch schon einmal Geduld mitbringen, bis die georderte Ware bei ihm zu Hause steht. Vollverstärker werden innerhalb von zwei Wochen hergestellt.
Für das Laufwerk RG6 Reference sind mitunter Wartezeiten von drei Monaten einzuplanen.
Beim Blick auf das üppig bestückt Schallplattenregal - einige bekannte Highlights wie Dave Brubeck's Tak Five oder Jazz at the Pawnshop stehe demonstrativ auf dem Boden und wollen unbedingt gehört werden - fallen gleich auch einige nationale und internationale Auszeichnungen für Produkte und Mes sevorführungen auf. Und anhand der Auszeichnungen lässt sich erkennen, wo überall auf der Welt Pretiosen von Symphonic Line verkauft werden.


Symphonic Line: Plattenspieler RG6

Rolfs Musikgeschmack ist vielfältig. Neben Schlagern der 90er hört er auch gerne Jazz, Klassik und modernen Pop. Und Musik mit viel Stimme. Und dann stehen natürlich, wie es sich für einen Musikliebhaber gehört, regelmäßig Konzertbesuche an. So kommen positive Erinnerungen an ein Konzert mit Cecilia Bartoli vor ein paar Jahren oder Karajan und Pavarotti in Salzburg ans Tageslicht. Auch darf Oscar Petersons letztes Live konzert in Europa in Mülheim an der Ruhr nicht vergessen werden.
Als ich die vor mir stehende Kette, bestehend aus Laufwerk Symphonic Lin RG6 Reference mit modifiziertem Tonarm Linn Ekos und Tonabnehmer RG Gold, Vorstufe RG3 MK4, Endstufe RG1 MK4 und Lautsprecher RG5 mit der doch recht seltenen Vollkonus von Pod zus Görlich so anschaue, fällt mir der Begriff Vollsortimenter ein und sage das auch. Doch wie aus der Pistole geschossen dementiert Rolf Gemein den Begriff Vollsortimenter vehement. Lediglich anbieten tut er alles, aber mit Massenproduzenten möchte er partout nicht verglichen werden. Schließlich arbeite er in seiner Werkstatt nur zu dritt und da könne -gerade unter Berücksichtigung der geringen jährlichen Stückzahlen- man ja wohl keineswegs von einem Massenproduzenten sprechen.

Und schließlich stehen in seiner Werkstatt auch keine Fließbänder. Und ob das Vollsortiment unbedingt kaufmännisch sinnvoll ist, sei einmal dahin gestellt. Ihm mache es einfach nur Spaß, Geräte auf höchstem Niveau zu bauen. Die Freude an seinen Produkten und seinen handwerklichen Fähigkeiten merkt man Rolf Gemein sichtlich an.

Wenn ein Kunde unbedingt ein paar Lautsprecher aus dem Hause Symphonic Line haben möchte und „ihm dann lange genug in den Ohren liegt" (Originalton Gemein), dann fertigt er mal ein Pärchen, an dem er dann aber auch ein paar Tage an der Feinabstimmung der Frequenzweiche sitzt. Als ich die vor mir stehende Kette, bestehend aus Laufwerk Symphonic Lin RG6 Reference mit modifiziertem Tonarm Linn Ekos und Tonabnehmer RG Gold, Vorstufe RG3 MK4, Endstufe RG1 MK4 und Lautsprecher RG5 mit der doch recht seltenen Vollkonus von Pod zus Görlich so anschaue, fällt mir der Begriff Vollsortimenter ein und sage das auch. Doch wie aus der Pistole geschossen dementiert Rolf Gemein den Begriff Vollsortimenter vehement. Lediglich anbieten tut er alles, aber mit Massenproduzenten möchte er partout nicht verglichen werden. Schließlich arbeite er in seiner Werkstatt nur zu dritt und da könne -gerade unter Berücksichtigung der geringen jährlichen Stückzahlen- man ja wohl keineswegs von einem Massenproduzenten sprechen.

Und schließlich stehen in seiner Werkstatt auch keine Fließbänder. Und ob das Vollsortiment unbedingt kaufmännisch sinnvoll ist, sei einmal dahin gestellt. Ihm mache es einfach nur Spaß, Geräte auf höchstem Niveau zu bauen. Die Freude an seinen Produkten und seinen handwerklichen Fähigkeiten merkt man Rolf Gemein sichtlich an.
Wenn ein Kunde unbedingt ein paar Lautsprecher aus dem Hause Symphonic Line haben möchte und „ihm dann lange genug in den Ohren liegt" (Originalton Gemein), dann fertigt er mal ein Pärchen, an dem er dann aber auch ein paar Tage an der Feinabstimmung der Frequenzweiche sitzt.

Grundsätzlich ist jedes Gerät für Rolf Gemein ein Musikinstrument, und an jedem einzelnen hat er seine Freude. Und bei dem Begriff „höchstes Niveau" frage ich dann nach, was der Interessent bei ihm mindestens investieren muss. Für knapp 2.800 Euro erhält man den Hochpegelvollverstärker Klarheit 1, der grundsätzlich die musikalischen Qualitäten und Bestandteile der ganz großen Geräte wie Kraftquelle MK2 oder Kraftwerk MK2 aufweist.

Aber warum waren Rainer Bergmann und ich eigentlich nach Duisburg gefahren? Natürlich um das Versprechen, die Modifikationen des weiter entwickelten Plattenspielers Symphonic Line RG6 Reference anzuhören, vor Ort einzulösen. Und der Hörgenuss ließ nicht lange auf sich warten. Drei Tage bevor Rainer und ich nach Duisburg kamen, sei der Plattenspieler (der übrigens in allen RAL-Farben sowie in Aranya erhältlich ist) mit allen Modifikationen erst fertig geworden, entschuldigt sich Rolf, und daher würde der Plattenspieler wohl nur 60 Prozent seiner wahren Leistungsfähigkeit erbringen. Auch sei der modifizierte Tonarm Ekos, der von dem schottischen Hersteller Linn zugeliefert wird, sowie das Tonabnehmersystem noch nicht vollständig eingespielt, was man ihm verzeihen möge.

Apropos Modifikationen: 60 kg Plattenspieler, davon rund 25 kg Plattenteller, der, wie schon erwähnt, grundsätzlich 24 Stunden Tag und Nacht und das über Jahrzehnte in einem durch läuft - aber das hatten wir ja schon. Und bei den Drehübungen hat das Lager konstant die richtige Temperatur. Wesentlicher Bestandteil des neuen Laufwerks ist ein zweiter passiver Antrieb mit einem sehr aufwändigen Lager, der auf der gegenüber des eigentlichen Antriebs sitzt, um auf diese Weise das eigentliche Lager sozusagen mittig zu halten beziehungsweise gleichmäßig zu belasten.


Bergmann und gemein beim Hören

Vorteil dieses doppelten Antriebs soll eine nochmals gesteigerte Räumlichkeit sein. Auch sei die Lagerresonanz weiter verringert worden, so dass der Teller nun extrem ruhig läuft, also nicht „auf und ab tanzt". Und last not least sei die Höhenverstellung des Tonarms verbessert worden. Die zahlreichen Verbesserungen machen noch mehr Lust auf einen Hörtest, auch wenn die Leistungsfähigkeit erst, wie gesagt, bei 60 Prozent liegen soll. Und dann hören wir unter anderem Mike Oldfield, Freddy, United Blues Experience, Camillo, die Kings Singers oder Chris Howland (Fräulein), um nur ein paar wenige Beispiele aus dem umfangreichen und vielseitigen Hörprogramm an diesem Nachmittag zu nennen.

Wie es sich für eine gute Musikwiedergabekette gehört, steht die Musik sofort im Raum; dreidimensional. Die Lautsprecher sind nicht einzeln zu orten. Das Musikgeschehen spielt sich zwischen und um die Lautsprecher herum ab. Ich führe das darauf HOME, dass die Kette unter Dauerstrom steht und nicht erst vorgeheizt werden muss: Plastizität und Räumlichkeit, wie ich sie bisher in einer Vorführung noch nicht erlebt habe. Mit Camillo Felgen, den ich selber auf Schallplatte besitze geht sprichwörtlich die Post ab. Camillo steht mit seiner wehleidigen, aber sonoren Stimme beim Titel „Warum?" im Raum zum Händeschütteln. Das hat schon was Erhabenes.

United Blues Experience in bester Blues-Laune: Rudi Beyer am Kontrabass, Wolfgang Bernreuther's durchdringende und markante Stimme und dazu Bata Kossowskas leidenschaftliches Mundharmonikaspiel - faszinierend und zugleich fesselnd. Als wäre das Trio in Duisburg zu einer Privatvorstellung. Die Vielstimmigkeit der King Singers und die vielen Details, die auf dieser Platte zu hören sind - grandios.

Mit Camillo Felgen, den ich selber auf Schallplatte besitze geht sprichwörtlich die Post ab. Camillo steht mit seiner wehleidigen, aber sonoren Stimme beim Titel „Warum?" im Raum zum Händeschütteln. Das hat schon was Erhabenes. Ich frage mich unwillkürlich, wie grandios der RG6 Reference erst bei 100 Prozent aufspielen muss. Zumindest spielte es bei unserem Besuch schon auf einem sehr, sehr hohen Niveau. Bei Rolf Gemein alias „Mr. Symphonic Line" darf ich mich für einen interessanten und lehrreichen Samstagnachmittag bedanken.

Ende des Porträts